Als 1923 die Chorfenster der Alexanderkirche in Stand gesetzt wurden, herrschte infolge Inflation und Arbeitslosigkeit große Not. Zur Finanzierung wurde der spätgotische Sakristeischrank, der aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der Zeit der Erbauung der Alexanderkirche, stammt, an einen Ulmer Kunsthändler verkauft, der ihn 1926 wiederum an die Stadt Ulm um RM 2.500 weiterverkaufte.
Der Marbacher Gemeinderat kam bei einer Informationsfahrt 1982 nach
Ulm. Dabei entdeckte Stadtrat und Pfarrer Hans Dinkelacker vor dem Dienstzimmer des
legendären Oberbürgermeisters Dr. Lorenser den aus Marbach stammenden Schrank. Ein
damaliger Versuch, den Schrank wieder nach Marbach zu holen,
scheiterte. Nach der Restaurierung des Kreuzrippengewölbes, der Decke und der Innenwände der Kirche wurde der Schrank im Kirchenraum ein halbes Jahr zur Besichtigung aufgestellt. Seit August 2004 hat er nun nach einer restauratorischen Überarbeitung wieder seinen alten angestammten Platz in der Sakristei eingenommen, wo er die nächsten Jahrhunderte hofffentlich unbeschadet überdauern wird. Glasvitrine Präsentation der verbliebenen Glasmalereien aus dem Mittelalter In einer Nische am linken Emporenaufgang befindet sich jetzt eine Glasvitrine mit Beleuchtung, in der die Reste einer mittelalterlichen (frühes 15.Jh.) Verglasung eines Chorfensters zu bestaunen sind. Auf früheren Fotografien ist zu erkennen, dass in dem Dreipass ein Kopf - wohl ein Prophet - enthalten war. Es dominieren blaue, violette und rote Gläser. Dieses und andere fragmentarische, mittelalterliche Maßwerkfelder mit starken Korrosionsauflagerungen und stark beeinträchtigter Durchsicht wurden bisher in einer abgeschlossenen Holzkiste im Dachraum der Alexanderkirche gelagert. Es wurden Gemeinsamkeiten mit der um 1464 in Speyer ausgeführten markgräflichen-badischen Fensterstiftung für Öhringen festgestellt.Frau Melanie Rager, Glasmalerin und studierte Restauratorin vom Stuttgarter Atelier für Glasgestaltung von Valentin Saile, hat sich für ihre Masterarbeit intensiv mit den Bruchstücken beschäftigt und sie ganz behutsam restauriert und konserviert. Was dabei herauskam, war so beachtenswert, dass der Verein beschloss, die Glasmalereien der Öffentlichkeit zu präsentieren, erklärte der 1.Vorsitzende Herbert Pötzsch bei der Übergabe in einer kleinen Feierstunde. Die Vorgeschichte dazu: Die mittelalterlichen Glasreste, die Entstehungszeit der ältesten datiert von 1463, schlummerten in einer Holzkiste auf dem Dachboden. Sie stammten aus einem der Chorfenster, die noch in seinen Kindheitstagen eingebaut waren und ihn beeindruckten, wie sich Hartmut Braun erinnerte. Er habe vor etwa sechs Jahren Verbindung zu Valentin Saile aufgenommen, der schon in der Stadtkirche restauriert hat und nun den Kontakt zu Melanie Rager vermittelte. Die durch die Lagerung in der Kiste mit den enormen Temperaturschwankungen auf dem Dachboden verursachten Korrosionsschäden, vor allem die Ausblühungen des im Glas enthaltenen Kalks habe sie möglichst entfernt. Die Farbigkeit der Gläser sei reduziert, was für mittelalterliche Verhältnisse mutig sei, führte die Expertin aus, es sei aber eine sehr hochwertige Malerei. Die Fehlstellen des einstigen Gesamtbildes habe sie gelassen, die Fragmente jedoch konserviert, um zu zeigen, wie prachtvoll das alles war, erklärte Melanie Rager.
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